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Zwischenwelt / Interworld

06.10.2015 Namkouat / Laos / N20°34’32.0“ E102°05’36.8“

Irgendwann ist es immer Zeit zu gehen. Egal wie gut das Vergangene war. China liegt hinter uns. Wir haben in unserer kleinen Gruppe die Grenze zu Laos überschritten und in Luang Namtha gemeinsam einen Ort gefunden, um unsere Füße wieder nebeneinander auf die Erde zu stellen. Langsames Ankommen, gemächliches Landen nach dem „Flug“ durch das Land der anderthalb Milliarden. Es war nötig und es tat gut. Gewandert sind wir fünf zusammen. Den Dschungel haben wir erkundet. Nun sitzen wir bei einem letzten Banana-Pancake und einem der ungezählten Mango Juices beisammen. Die Stimmung ist ruhigtraurigdankbarerwartungsvoll. „So“, sage ich, „es ist an der Zeit.“. Wir umarmen uns. Wir sprechen davon wie gut wir uns taten. Wünschen uns Glück. Wir wenden uns ab. Winken von weitem. Starten den Motor. Hupen und verschwinden hinter der nächsten Biegung der Straße. Reisen ist eine einsame Sache. Es geschieht im Innen. Auch wenn sich im Außen die Orte verändern. Auch wenn wir vielen Leuten begegnen. Auf Menschen zu treffen, die gerade eine ähnliche Erfahrungswelt haben schweißt eng zusammen. Es nimmt ein Stück der Einsamkeit. Auf Zeit.
Nun haben wir Beide uns wieder. Das ist schön. Das ist gut. Gemächlich nehmen wir Kurve für Kurve. Steil bergauf und wieder runter. Ganz so wie es Leo braucht. Mal Asphalt, mal roter Lehm und gelber. Mal staubtrocken und dann wieder regennass und glitschig. Der Norden Laos ist ein von Bergen durchzogenes Land. Grün ummantelt vom Regenwald, so weit unsere Augen es schaffen zu sehen. Ebenen gibt’s hier für uns keine. Dem Oben folgt das Unten auf den Fuß. In Oudomsay machen wir Halt. Es ist früher Nachmittag. Die Sonne brennt auf uns herab. Drückende Gewitterstimmung liegt in der Luft. Wie an jedem Tag, jetzt zur Regenzeit. Wir schlendern über einen überdachten Markt, auf dem es in jeder Ecke nach „China“ ruft. Chinesische Waren voll Buntheit grinsen uns an. Wir entscheiden uns für das Einheimische. Probieren von ulkig Aussehendem, kosten von dem Wildfremden. Und setzen uns in ein kleines Restaurant, in dem die Gästebücher der größte Schatz sind. Über Jahre hinweg haben Besucher darin ihre Freude zum Ausdruck gebracht, diesen Ort gefunden zu haben. Teilweise kamen sie wieder und wieder. Ich kann nicht anders als erst einmal vorsichtig zu sein. Bei so viel Euphorie der anderen werde ich still und versuche mir mein eigenes Bild zu zeichnen. Ich finde es schön, wie wir so vor dem Fenster sitzen und zuschauen können, was drinnen in der Küche geschieht. Es ist wie ein Nachmittag bei Oma. Gemütlich und ganz einfach. In einem Mörser stampft die Köchin Kräuter und Knoblauch, gibt Gewürze und Wasser dazu. Vermengt wird der Sud mit gekochtem Reis, der die Aromen aufsaugt und verschlingt. Ein paar Hühnchen Stücke hebt sie unter und befördert die ganze Masse auf ein Stück Bananenblatt. Kunstvoll gefaltet, mit zwei Hölzchen gehalten landet die Packung in heißem Wasserdampf. Was ich eine halbe Stunde später vor mir auf dem Teller liegen habe ist eine Vorzüglichkeit an bizarrer Würze. Vollkommen neu und überraschend für meinen Gaumen. Welche Kräuter es sind, bleibt der spezielle Trick der Köchin. Sie kennt die laotischen Namen. Ich kann damit wenig anfangen. Doch mir macht es Spaß ein Geheimnis zu essen. Und so füge auch ich am Ende in eines der vielen Gästebücher einen dankenden Gruß hinzu, bevor wir weiter ziehen. Wir möchten raus, außerhalb der Stadt einen Platz für uns finden. Die Dunkelheit kommt rasend schnell. Gerade so schaffen wir es, im letzten Licht des Tages eine ebene Fläche neben der Straße zu finden. Unser Leo mit seiner ausgeklappten Treppe. Unsere zwei Stühle davor, das kleine Feuer mit dem Holz noch aus Russland. Über uns die Milchstraße und dazwischen der dichte Wald mit seinem Zirpen und Rascheln. Das ist „nach Hause kommen“ unterwegs. Es ist nicht still, doch ich komme zur Ruhe. Noch immer mit dem ulkigen Gefühl der Zwischenwelt in meinem Bauch. Unser „Seidenstraßenkochen“ liegt hinter uns. In der Stadt Xian in China fand es einen würdevollen Abschluss. Für mich ist es, als sind wir von der Seidenstraße nun auf die Seitenstraßen abgebogen. Irgendetwas in mir ist noch dabei sich in diesem neuen Abschnitt der Reise zu orientieren. Ja, ich fühle mich gerade wie in einer „Zwischenwelt“ ohne das Drumherum zu kennen oder es näher benennen zu können.
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