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In Balance / In balance

17.11.2015 Sihanoukville / Kambodscha / N10°34’03.1“ E103°33’15.8“

Der Begriff „Balance“ leitet sich von dem lateinischen „bilancis“, „zwei Waagschalen habend“ ab. „Balance! Balance. Balance?“, scheint es mir heute von überall her entgegen zu tönen. Mal wirkt sie mir geschaffen, an anderer Stelle wie in Gefahr zu sein. Ich finde Orte, an denen ich sie wahrnehme, bewege meine Füße über Böden, deren Thema es ist, Balance zu finden. „Zwei Waagschalen haltend“, spricht ja irgendwie von Gegensätzlichem. Gewicht, welches an sich gegenüberliegenden Polen ansetzt. Kräfte, die scheinbar gegeneinander wirken, spielen doch zusammen und ergeben erst im Miteinander ihrer Unterschiedlichkeit Ausgleich. Laut braucht offensichtlich leise. Hell das Dunkel. Gemeinsamkeit, Einsamkeit. Lachen das Weinen. Die Ferne das Nahe. Braucht die Liebe den Hass und der Frieden gar das Kriegerische? Ist es, damit wir uns selbst spüren? Damit wir wertschätzen wenn etwas gut ist? Erst vor ein paar Tagen sagte ein Freund scheinbar beiläufig: „Nach unseren Kilometern der allerschlechtesten Piste kann ich jetzt die glatte Straße schätzen. Sonst wäre sie mir gar nicht aufgefallen. Ich hätte sie als normal hingenommen.“ Braucht das vermeintlich Gute das vermeintlich Böse? Sind wir so schlecht im Erinnern, dass wir die Gegensatz Paare permanent beieinander brauchen, um uns ihrer gewahr zu werden? Was ist mit dem Gedächtnis der Generationen? Gibt es das einfach nicht? Sondern jeder, jeder, jeder, muss erneut am eigenen Körper erfahren was die Gegensatz Paare sind. Mitunter immer wieder. Mitunter ein Leben lang.
Balance.
Der Mann auf seinem Motorrad braucht sie, um mit seinem übervollen „Blechtopf-Mobil“ nicht scheppernd im Straßengraben zu landen. Er bewegt seinen Körper fast unmerklich ausgleichend nach Rechts und Links. Der überladene Transporter, bei dem die offene Heckklappe Säcke, Kisten, Bündel und ein Moped zeigt, wohlgemerkt außerhalb des Fahrzeugs, hat in der Fahrerkabine vorn wahrscheinlich drei Sumo-Ringer sitzen. Andernfalls flöge das Gefährt bei DER Heck-Last ja automatisch gen Himmel.
Was ist mit mir? Was an mir ist momentan der Sumo-Ringer und was das heraushängende Moped? An jedem Tag fühle ich mich in diesen Wochen erneut dazu angehalten, meine innere Balance herzustellen, sie zu pflegen und zu genießen. Wie dankbar bin ich heute der Tempelanlage mit seiner friedvollen Atmosphäre. Sie strahlt aus. Sie strahlt auf uns ab. Es ist eine Baustelle, auf der wir uns bewegen. „Innere Mitte im Bau“ sozusagen. Und doch ist der Ort schon heute voller Kraft und Energie. Die Buddha-Statuen, ob liegend, stehend, sitzend, oder erst unter den Händen der Steinmetze entstehend, tragen die Balance und innere Ausgewogenheit auf ihren Gesichtern. Ich frage mich nur, was die Gegensatz Paare bei jeder der einzelnen Buddha Darstellungen sind. Ist es immer das Gleiche? Mit dem jeder von uns sich herum schlägt? Ich würde so gern reden mit den in Stein geschlagenen Symbolen des inneren Friedens. Doch sie zeigen mir nur das Resultat ihres Tuns. Nicht die Elemente, die Themen, die Fragen, die Gedanken, die sie in den beiden gegensätzlichen Waagschalen halten. Ich gehe meinen Weg. Ich begegne mir selbst auf Schritt und Tritt. Ganz besonders intensiv in diesen Tagen, in denen es mir nicht leicht fällt, die Nachrichten von zu Hause, aus Europa, mit meinem Erleben hier in Südostasien irgendwie zueinander zu führen und gleichzeitig Abstand zu halten. Das Gehörte nicht zu nah an mich heran lassend. Um denen keinen Vorschub zu leisten, deren Ziel es ist, mich zu ängstigen. Die innere Auseinandersetzung ist mein Balance Akt.
Die Themen kommen zu uns oder wir kommen zu den Themen. Auf alle Fälle sind sie da, wenn wir offen für sie sind. Scheinbar zufällig beginnt Anton aus Seattle am Abend davon zu sprechen, dass es ihm bei seinem unterwegs Sein darum geht, in spiritueller, physischer und mentaler Balance zu sein. In allem was er tut, schaut er, die Ausgewogenheit für sich zu erlangen. Warum fängt er an davon zu reden? Hat er meine Gedanken gelesen? Ist nicht genau das mein Thema in diesen Tagen? Es ist. Balance? Balance. Balance!
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