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Hofkinder / Children of the backyard

26.06.2015 Almaty / Kasachstan / N43°14’37.5“ E076°56’13.5“

 

Hui ist das lange her, dass ich mit den Kindern aus der Straße hinter den Häusern, zwischen den Gärten oder auf der Straße spielte. Herumgerannt sind wir, versteckt haben wir uns, Hütten bauten wir, Fahrrad sind wir gefahren. Oh, Fahrrad fahren war im Sommer besonders beliebt! Bei uns Kindern und anschließend bei unseren Eltern. Unsere Straße hieß nicht nur umgangssprachlich „Teerstraße“. Nein, sie war auch tatsächlich eine. Was an heißen Sommertagen (die gab es wirklich) dazu führte, dass der Teer durch die Hitze vollkommen aufweichte. Wenn wir dann mit den Fahrrädern, ungeachtet aller Warnungen und Drohungen, mit unseren Rädern losfuhren, kamen wir nicht weit, bis unsere Fahrt sich von allein stoppte. Die Reifen hatten sich innerhalb kürzester Zeit in den Teer gegraben. Sie waren schnell doppelt so breit wie normal, da nun aller Teer an ihnen klebte und sie tiefe Furchen in der Teerstraße hinterließen. Was für ein Spaß! Was für ein Ärger…später zu Hause.

Diese Szenen fallen mir ein, während ich auf unserer Treppe am Leo sitze und Sascha beobachte, wie er mit seinem Fahrrad über den Hof rast. Sascha ist der Sohn eines Schweißers. Sie wohnen in einem der Backsteinhäuser auf dem Hof. Mit Efeu ist es überwuchert. Er kommt zu uns, steht einfach da, schaut uns an. Freut sich, wenn wir ihm Kekse schenken und radelt dann freudig weiter. „Hello“ sagt er inzwischen, wenn er uns trifft und „How are you?“.

So sind wir inzwischen Teil des Hoflebens geworden. Spielen quasi mit Verstecken und rennen um den Leo, machen mit unseren Händen unsere frisch gewaschene Wäsche schmutzig, während wir uns haschen. Kinder eben. Der Pförtner kennt uns aufs Beste, Igor lädt uns allmorgendlich zum Frühstückstee in sein Büro ein, und Sergey, einer seiner fünf Söhne, bezeichnet uns inzwischen als seine Stammgäste am Pool, gleich neben dem Werkstatthof. Igors Söhne haben alle irgendein Business auf dem Hof oder in dessen unmittelbarer Nähe. Eine Firma zum Absaugen von Kloake, ein Mercedesfuhrunternehmen, einen Schischa-Handel, eine LKW Waschstraße, Autowerkstätten, die große Schwimmanlage und Restaurants. Alles „kleines Business“, wie Igor stets beteuert. Zusammen ne ganze Menge. Heute ist es Sascha, nicht der mit dem Fahrrad, sondern der jüngste Sohn Igors, der uns in sein neu eröffnetes Restaurant einlädt. „Die Datscha“ heißt es. In einem gemütlichen Garten kann man da zu angenehmen Preisen die leckersten Schaschliks verspeisen, die wir bisher probieren konnten. Saftig und spannend gewürzt. Hähnchenschaschlik, Lammschaschlik, Entenschaschlik, Kebab. Dazu frische Salate aus Tomaten, Gurken, Dill und Koriander. Saschas Einladung in sein sympathisch kleines Restaurant heitert uns auf. Lenkt es doch ab und verkürzt uns ein wenig die Wartezeit. Gleichzeitig frage ich mich, ob hier inzwischen alle Mitleid mit uns haben, weil wir jeden Tag die gleiche Antwort geben, am Morgen, nach dem Öffnen unserer Tür: „Nein, das Getriebe ist noch immer nicht da. Und ja, wir bleiben einen weiteren Tag.“.

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Filmchen über Kasachstan hier/ Movie about Kazakhsatan here

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