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Gleichgewicht / Balance

17.08.2015 Ulaan Bataar / Mongolia / N47°54’33.0“ E106°54’59.8“

 

Schaue ich auf das große Ganze, betrachte ich jede noch so kleine Szene, nehme ich uns im heute, in Beziehung zu dem was war und vor uns liegt wahr, alles, wirklich alles scheint immerzu darum bemüht ein Gleichgewicht herzustellen. Auf laut folgt leise, auf Sorge folgt Heiterkeit, auf Tag folgt Nacht, auf Hektik Entspannung. Und immer so fort. Die Welt scheint sich auf diese Weise selbst gesund zu halten. Ich sitze hier, ganz weit im Osten der Welt und mache mir darüber meine Gedanken. Es ist ruhig, in mir und um mich herum. Ist es die Ruhe auf die der Sturm folgt? Ist es die Ruhe nach dem Sturm? Darf das sein oder muss ich mich unwohl fühlen, weil es so ist, wie ich es gerade wahr nehme? Ich bin mir bewusst, welche besondere Zeit in unserem Leben wir momentan erfahren. Wir können uns dem in Gänze widmen, was um uns ist, haben wenige Alltagssorgen, nicht die enge Taktung und die eintausend Dinge, die zu erledigen sind. Das alles haben wir zurück gelassen. Mitunter unterwegs abgelegt. Wann diese Welle erneut auf uns schwappt, wissen wir nicht. Der Westen hat die Uhren, der Osten die Zeit. Vielleicht hat der Westen auch die Hektik und der Osten die Entspanntheit? Irgendetwas ist anders. Die meisten Menschen haben hier definitiv wenig, was sie ihren Besitz nennen. Und doch wirken sie auf mich nicht genervt, ausgelaugt, verzweifelt und zerstreut. Eine innere Ausgeglichenheit scheint von ihnen auszugehen. Machen wir uns im Westen über zu viele Dinge Gedanken? Ist es vielleicht mitunter wenig hilfreich, in der Bedürfnispyramide so weit nach oben geklettert zu sein? Geht es nicht trotz allem, was uns umtreibt immer wieder um die ganz einfachen Dinge? Nahrung, Nähe, Schutz und Schlaf. Ist nicht alles andere drum herum pure Ablenkung?

Ich weiß, ich lebe gerade in dem Luxus mir darüber Gedanken zu machen. Vielleicht ist auch das eine Sache des Gleichgewichts. Ich stelle mir diese Fragen hier, für mein Leben zu Hause. Normalerweise bin ich immerzu beschäftigt. Hier jetzt erfahre ich vom Stillsitzen und Geschehen Lassen. Keine Ahnung, ob es einfach eine Episode in meinem Leben ist oder tiefere Auswirkungen haben wird. Doch der Strudel des „keine Zeit Habens“, des „nicht fertig Werdens“ kann nicht die einzige Antwort sein, die wir uns geben. Wir werden dadurch nicht wichtiger. Wir schaffen damit nicht mehr. Soviel kann ich heute schon sehen. Wenn auch durch meine Brille, die ich aufgesetzt habe, fernab meines Alltags. Fernab des Strudels, der uns mitzieht, von dem wir uns erfassen lassen. Ich bin auf mich selbst gespannt in dem was aus diesem Gedankenknäuel einmal werden wird. Was folgt darauf? Ich habe keine Ahnung. Und nehme genau das als meine Balance wahr. Meist habe ich eine Idee davon, was wofür gut ist und warum. Keine Antwort zu haben ist eine neue Erfahrung, eine andere Qualität für mich. Gleichgewicht in meinem Leben. Im Kleinen an jedem neuen Tag. Im Großen schaue ich später wieder darauf.

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Kommentar

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    Genau so!!! Ich danke Dir Katrin! Elke

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    Für Elke:
    Niemals habe ich so viel gedacht, niemals so richtig gelebt,
    nie bin ich so ich selbst gewesen wie auf Reisen.
    Wenn ich am gleichen Fleck bleibe, kann ich nicht denken.
    Es ist notwendig, dass mein Körper sich bewegt, um meinen Geist zu bewegen.
    Der Blick auf die Landschaft, der Reigen lieblicher Aussichten, die freie Luft,
    die Abschüttelung all dessen, was mich in Abhängigkeit hält,
    weitet meine Seele und macht mich kühn im Denken.
    Jean Jacques Rousseau (1712 – 1778)
    Gruß aus Dresden


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