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Frauenpower in Iran / Women power in Iran

05.03.2015 Iran / Yazd / N31°55’16.3“ E054°18’51.8“

Frauenpower in Iran / Women power in Iran

Weiter geht’s mit unserm Kochprojekt. Gleich am Morgen sind wir bei Samans Eltern Ferdous und Mozaffar eingeladen um gemeinsam „Shooli“ zu kochen. So fröhlich wie der Name daher kommt, so lecker schmeckt das Essen. Es ist eine Suppe, die eine Spezialität der Stadt Yazd ist und aus Rüben und frischen Kräutern zubereitet wird. Wie bei so vielen anderen Gerichten in Iran ist das langsame Garen eines der Hauptmerkmale des Gerichtes. Und so kommt mir der Gedanke dass wir an der Art des Kochens viel über die Lebensweise der Menschen und ihrem Verhältnis zum Umgang mit der Zeit lernen. Als alle Zutaten verarbeitet sind und die Suppe nun muntere drei Stunden vor sich hin köchelt, machen wir uns mit Nazanin und Saman auf, ihre Stadt Yazd zu erkunden. Die Beiden haben wir über einen Freund in Teheran kennen gelernt. Saman ist Vertriebsmann für Medizinisches- und speziell Dental-Zubehör und seine Frau Nazanin ist dabei ihren Master in der Finanzwirtschaft zu machen. Ob sie danach arbeiten wird hängt von zwei Dingen ab. Möchte es ihr Mann und wenn, findet sie eine Arbeit? So gibt es in Iran viele Frauen die studieren doch danach nicht in ihrem Beruf arbeiten. Die Versorgung der Familie steht oft im Vordergrund. Yazd liegt auf 1.200 Metern Höhe und Mitten in der Wüste. So ist das Thema „Wasser“ hier sehr zentral. Unterirdische sammelt sich das Wasser aus den umliegenden Ebenen. Diese sind jedoch ausschließlich Wüstenland und so ist es von Jahr zu Jahr fraglich, woher das Wasser für die 1 Million Menschen kommen soll, die in Yazd und Umgebung leben. Saman und Nazanin überlegen aus dem Grund der extremen Wasserknappheit in einigen Jahren ihre Stadt verlassen zu müssen, die ihnen so am Herzen liegt. Isfahan speist noch ein wenig Wasser in das hiesige System mit ein. Doch die Stadt leidet selbst an Mangel und so gibt es Streit um das Wasser zwischen beiden Städten. Apropos Streit. Wir laufen durch ein enges altes überdachtes Gassengewirr in welchem uns Saman erzählt, dass es hier das Ritual gibt, wenn ein Paar sich verstritten hat, kommt der Mann von der einen und die Frau von der anderen Seite. Die Gassen werden in ihrem Inneren immer enger und so kann man an einem bestimmten Punkt nicht einfach aneinander vorbei gehen sondern steht voreinander und muss sich erst wieder miteinander vertragen. Eine schöne Geschichte. Saman zeigt uns die Jame-Moschee aus dem Jahr 1324 und ist berechtigter Maßen stolz darauf, dass der Name seines Großvaters am Eingang der Moschee in den Fliesen verewigt ist. War er doch der verantwortliche Architekt, als die Moschee vor 50 Jahren restauriert wurde. Beim Laufen durch die Stadt merke ich dass es heute zum ersten Mal für uns wirklich warm ist. Und so zieht sich Sten aus und läuft im T-Shirt durch die Stadt. Für Nazanin und mich ist das nicht möglich. Wir müssen unsere langen Jacken wegen der Vorschrift anbehalten, egal ob auf der sonnenwarmen Straße oder im Restaurant. Mein Inneres will dem natürlichen Impuls folgen und die Sonne an meine Haut lassen, doch es geht einfach nicht. So läuft Nazanin in ihrem dicken Steppmantel neben mir und erzählt, dass sie auch im Hochsommer bei plus 50 Grad eine lange Hose und einen mindestens knielangen Mantel tragen muss. Für mich ist es immer wieder nur ein Erlebnis für ein paar Wochen. Für alle anderen Frauen die in Iran leben ist es lebenslanger Alltag. Eines nehme ich immer wieder wahr. Die Frauen scheinen hier eine sehr starke Verbindung zueinander zu haben. Sie sind es, die sich umarmen dürfen. Sie dürfen ihre Mäntel und Kopfbedeckungen ablegen, wenn sie unter sich sind. Sie treffen sich am Tag während ihre Männer arbeiten. Ich habe das Empfinden, dass sie wie durch ein feines Band des Verstehens miteinander verbunden sind. In der Wärme der Stadt nehmen wir heute zum ersten Mal die kühlende Wirkung der Windtürme wahr. Stehen wir im Inneren eines Hauses direkt unter dem Turm so merken wir die kalte Luft die nach unten fällt. Diese Räume dienen der generellen Abkühlung der Häuser und gleichzeitig als Lagerräume für Obst und Gemüse.

„Also sprach Zarathustra“ ist uns ein geläufiger Ausspruch. Dass er seinen Ursprung hier in Iran hat, wusste ich bisher nicht. Die zarathustrische Gemeinde zählt in Yazd ca. 5.000 Anhänger neben den Gemeinden in Teheran und Kerman. Es ist eine Glaubensgemeinschaft die älter als 1.500 Jahre ist und die Prinzipien vertritt, dass der Mensch Gutes denken, Gutes reden und Gutes tun soll. Erde, Feuer, Wasser und Luft sollen rein gehalten werden. Und so wird im hiesigen Feuertempel ein ewig brennendes Feuer als Symbol der Reinheit und der Anwesenheit Gottes verehrt. Wir erkennen das Symbol des Herrschers mit den Flügeln wieder. Sahen wir es doch in Isfahan, als ein Silberschmied es aufzeichnete und danach Schlag für Schlag auf eine silberne Schale übertrug. Wir fühlen uns wohl in der Atmosphäre des Feuertempels der Zarathustrier und mögen ihre ethische Haltung.

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