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Fels in der Brandung / Solid as a rock

17.12.2015 Khao Lak / Thailand / N08°40’26.1“ E098°14’32.8“

Der alte Mann beginnt zu erzählen. Eine kurze Hose ist sein Kleidungsstück. Braun gegerbt seine Haut. Als sei sie aus Leder. Einer Rüstung gleich. Wie er barfuß vor uns steht scheint mir, als erführen wir mehr von ihm, als über das Leben Buddhas, von dem er da redet. Die Geschichten sind nicht neu , doch aus seinem Mund bekommen sie eine spezielle Nuance. Als spräche er von seinem Nachbarn, dem Königssohn. Ganz vertraut scheinen die beiden miteinander. Er und der einst kleine Siddhartha, der, in Nepal geboren, schon nach fünf Minuten seine ersten sieben Schritte auf Lotosblüten setzte. Aus dem Mund des Alten klingt dies so selbstverständlich als wolle er sagen, er gehe eben mal Milch holen, an der nächsten Ecke. Los lässt er Paula und mich nicht. Immer wieder findet er einen Engel auf einem der Wandgemälde, den uns zu zeigen ihm wichtig ist. Einmal mehr durchzieht mich das wohlige Gefühl, nicht in einem abstrakten, Klimaanlagen gekühlten „Museum“, sondern ganz nah am Leben zu sein. Auf dem Tempelhof werden Autos repariert, rollt einer mit seinem Suppen-Karren vorbei. Schlurft ein Mönch von Schatten zu Schatten. Sitzen andere dösend unter den Bäumen.
Khao Lak. In meinen Ohren DER Urlaubsort, will man nicht direkt Phuket bevölkern. Früher stand hier Strandhütte an Bastmatte. Jetzt gibt es Hotels. Wird uns erzählt. Unser eigener Eindruck ist besser als unsere Vorstellung es war. Noch immer gibt es kleine Lädchen mit vielen bunten T-Shirts, gemütliche Kneipchen und Suppentopfküchen. In den Strohhütten im Sand werden Rücken und Beine massiert. Das der Strand vor gut zehn Jahren viele Meter weiter im Meer lag, kennen wir nicht. Doch wir stellen uns vor, wie der Tsunami zwei Reihen an Palmen mit sich riss. Das Wasser durch die Gässchen schoss und Glück hatte, wer einen der nahen Hügel erklomm.
Wir folgen mit unseren Blicken der „Evakuierungsroute“. Überall sind die blau-weißen Schilder präsent. Ihnen zu vertrauen hilft, sich im Ernstfall nicht im Kreis zu bewegen. Beklemmung lässt uns still werden. Wir reden über das was an unerträglicher Grausamkeit den 250.000 Opfern und ihren Angehörigen am 26. Dezember 2004 hier wiederfuhr. Und auch denen, die mit einem übergroßen Schrecken davon kamen. Doch wir sind heute hier. So, wie wir an jedem andern Punkt dieser Welt stehen könnten und niemals wissen, was als nächstes geschieht. Wir entschließen uns, die Gedanken nicht wegzuwischen, doch ihnen keine Macht über uns zu geben. Es nützt niemandem. Den Opfern nicht. Uns ebenso wenig.
„Alle Gebäude des Tempels riss das Wasser damals mit sich“ erzählt uns der alte Mann. „Einzig Buddha war es, der Stand hielt.“ Wie ein Fels in der Brandung saß er da, als das Wasser ging.
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