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Die Wüste ruft / The desert calls

21.02.2015 Iran / Kashan / N34°09’04.0“ E051°29’28.9“

Unterwegs, um Besorgungen zu machen. Das ist unser heutiger Vormittag. Frische Datteln für die Fahrt, ein ganz spezielles Mus aus Sesam, welches mit Fruchtsirup vermengt wird und Sten so gut schmeckt, Buchschlösser Made in Iran, eine Strohbesen für den Leo. Dann sind wir zum Essen im Café von gestern Abend eingeladen. Eines der Mädchen hatte spontan die Idee für uns zu kochen. 13 Uhr sind wir da, obwohl wir für 12 Uhr verabredet waren. Ich frage mich, ob nun alle schon seit einer Stunde warten. Doch Javad erklärt mir, dass das mit der Zeit hier ganz anders läuft. Man lässt im Iran generell warten und drückt damit seinen Stand aus. Zum anderen ist Pünktlichkeit hier einfach kein Thema. Man kommt wenn es passt. Es sind dann nie alle zusammen, und gemeinsam mit irgendetwas beginnen geht auch nicht, doch das macht nichts.

Ich finde es spannend, durch den Alltag den wir hier mitbekommen, ein Stück der Kultur zu erleben. Genau so überrascht war ich als ich hörte, dass es in Farsi das Wort „Danke“ nicht wirklich gibt. Die Philosophie dahinter ist, dass es selbstverständlich ist dem anderen Gutes zu tun. Derjenige reagiert deshalb nicht mit Dankesworten. So langsam begreife ich nun auch, dass das Vermeiden des Blickkontaktes und des Handgebens Frauen gegenüber mit Achtung zu tun hat. Es ist zu unserer Kultur komplett entgegen gesetzt. Bei uns ist es unhöflich, dem anderen nicht in die Augen zu schauen und nicht aufeinander zuzugehen, um sich die Hand zu geben. Wir empfinden das dann als Missachtung. Im Iran drückt sich im Unterlassen dessen die Hochachtung der Autonomie dieser Person gegenüber aus. Frauen untereinander begrüßen und verabschieden sich innig, doch ein Mann hält sich einer Frau gegenüber im öffentlichen Raum komplett zurück. Begrüßungen in den Wohnungen sind dann wiederum den unsrigen sehr ähnlich. Für Monika, Javad, Sten und mich geht es nun leider um den Abschied. Wir haben eine herrliche Zeit miteinander verbracht und fühlen uns, als kennen wir uns schon ewig. Wir hatten viele schöne Momente und tief gehende Gespräche miteinander, die uns im Gedächtnis bleiben. Wie Javad sagte: „Man sollte viele gute Dinge erleben, um sich später beim Erinnern daran zu erfreuen.“ Monika wird sicher nach unserem Gehen ihre Textarbeit für den deutschen Teil des Teheraner Radiosenders wieder aufgenommen haben. Der Sender strahlt auf Kurzwelle bis nach Deutschland aus und hat auch einen Hörer in Gera. Javad wollte zu seiner Oliven- und Granatapfel-Plantage fahren. Dort warten die Enten, Gänse, Hunde, Bäume, die Werkstatt und das weite, weite Land auf ihn.

Uns zieht es nun weiter. Die Wüste ist unser Ziel. Und so fahren wir vorbei an sandfarbenen Orten, in denen die Häuser aus Stampflehm und Lehmziegeln alle eine sehr kubische Form haben. Aufgebrochen wird diese Kantigkeit von den runden Kuppeln der Moscheen. Als die Sonne untergeht, biegen wir auf die Piste Richtung Dünen ein. Und so erlebt unser Leo nun zum ersten Mal wie es ist in der Wüste zu stehen. Still, unter einem riesengroßen weiten Himmel und einer unendlich scheinenden Sandebene.

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