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Der Mittlere Weg / The Middle Way

30.11.2015 Khanom / Thailand / N09°08’09.6“ E099°52’38.2“

Montagsfrühstück. So ausgiebig wir wollen. So lange wir Spaß daran haben. Die Wellen geben den Rhythmus vor, unsere Herzen schlagen im Takt. Wir sind am Meer. Vor uns stehen Tassen duftenden Kaffees und Kakao. Zwei Frauen sind neben Bügeln, Abwaschen, Schwatzen und miteinander Scherzen um unser Wohl besorgt. Obst gibt es und frisch gebratene Eier. Die Palmen über uns machen Dehnungsübungen zum Morgensport. Die Hunde trotten gemächlich vorbei. Zum Bellen haben sie keine Lust. Ein paar schwere Regentropfen lösen sich aus ihrer Wolke. Sie machen den warmen Morgen noch ein wenig feuchter. Niemand ist auf der Straße. Keiner schwimmt im Meer. Montagmorgen. Und wir frühstücken so lange uns danach zu Mute ist. Der Tag kann einpacken. Sein großes Geschenk hat er uns schon ausgepackt. Was braucht es mehr als mit sich selbst in bestem Einvernehmen zu sein?

Die Straßen sind leer. Wenig los auf dem schmalen Steg Thailands. Wo Myanmar keine zwanzig Kilometer fern ist. Ein Land was nach uns ruft und lockt. Doch nicht heute. Nicht heute. Pastell ist der Morgen angerührt. Der Tag wäscht den Pinsel nicht aus. Er belässt es bei den matt hellen Farben. Ab und an schickt er Starkregen, als wolle er die Erdoberfläche befeuchten wie Aquarellpapier. Gut gemeint. Vielleicht ein wenig zu gut. Okay. Das trocknet wieder. Seit Tagen werde ich den Gedanken nicht los, dass die Menschen auf die Erde eine Schutzschicht legten. Einst war alles Wiese, Wald, Sand und Wasser. Dann kamen wir Menschen und legten Betondecken darauf als Schonbezüge. Wie früher in einem neuen Auto. Man wählte sorgsam die Qualität der Sitze. Wusste um ihre Schönheit und Güte und warf wenig später zu ihrem Schutz trotzdem einen nicht so tollen Bezug darüber. Eine Kuriosität die in mir kreiselt. Vielleicht wollen wir Menschen das Schöne beschützen, indem wir Künstliches darüber bauen? Manchmal gelingt ein guter Wurf. Doch oft ist es eben nur ein weniger hübscher Schonbezug. Zum Glück reicht der Stoff nicht überall hin. Zum Glück gibt es Risse und Ränder und Löcher, in denen sich die wahre Schönheit der Landschaft weiter zeigt. Sie spielt auf, nun dreihundert Kilometer südlicher, schlägt Wellen und Wogen als habe sie Wind davon bekommen was Kraft bedeutet. Aufgeladen mit Energie kracht das Wasser auf das Ufer. Überschlägt sich, springt Saltos, rollt Purzelbäume.

Im Kontrast dazu der große goldene Mönch der Waldtradition des Theravada Buddhismus. „Theravada“ ist die älteste existierenden Schultradition des Buddhismus. In den dichten Dschungel ziehen sich die Anhänger der Waldtradition zurück. Um ihr Leben in Askese zu führen. Es heißt, dass die Ruhe die sie ausstrahlen selbst gefährliche Tiere davon abhält, ihnen etwas anzutun. Buddha selbst wandte sich einst ab von den Extremen. Er schuf die Idee des „Mittleren Pfades“. Dem Führen eines ausgeglichenen Lebens. Nachdem er an sich selbst die Zerstörung wahrnahm, zu der ein Leben in den Extremen führt. Seine Erkenntnisse beschrieb er mit folgenden Worten:

„Alles Leben ist mit Leid verbunden“

„Die Ursache für Leid sind Gier, Hass und Unwissenheit“

„Das Leid kann überwunden werden“

„Der edle achtfache Pfad ist der Weg, der zur Überwindung des Leids führt“

Den achtfachen Pfad wiederum bestückte er mit den Gedanken:

Rechte Einsicht,

Rechtes Denken,

Rechtes Reden,

Rechtes Handeln,

Rechter Lebenserwerb,

Rechte Anstrengung,

Rechte Achtsamkeit,

Rechte Sammlung.

Ich möchte dem zu Hause momentan so überstrapazierten Begriff der „Gutmenschen“ keine weiter ostasiatische Facette anhängen. Doch werde ich seit Wochen in den buddhistisch eingestellten Ländern Loas, Kambodscha und Thailand das Gefühl nicht los, dass die buddhistischen Gedanken und Ideen das Leben hier auf eine lebenswerte Weise prägen. Dem Alltag ein Gefüge geben und den Menschen einen Halt. Auch in Thailand gehört es als Selbstverständlichkeit dazu, dass ein Mann vor seiner Heirat und in jedem Fall vor dem Antreten eines höheren Amtes für einige Monate als Mönch in einem Kloster lebt.

Es gibt wie bei allem viele Wege, doch der „Mittlere Weg“, den ich hier erlebe, scheint mir kein Holzweg zu sein.
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